Die Provinz Karbala ist als Hauptstadt der husseinitischen Rituale bekannt, denn es ist ihre Erde, die während Aschura die Körper der rechtschaffenen Märtyrer aufgenommen hat. Die Bewohner dieser Stadt leben die Kultur dieser Rituale seit nunmehr als 1000 Jahren. Von Generation zu Generation wurden diese Rituale weitergegeben, sodass sie zu einem primären Erbgut der Bewohner dieser Stadt wurde, zu ihrer offiziellen Identität. Seit dieser Zeit kennt Karbala die husseinitischen Konvois und wurde bekannt für ihre Rituale und Traditionen, welche sie von den anderen islamischen Städten und irakischen Provinzen unterscheidet. Die Verlauf dieser Rituale erfolgte jedoch nicht immer problemlos und veränderte sich oft je nach herrschender Regierungen.
Der stellvertretende Leiter der Abteilung für intellektuelle und kulturelle Angelegenheiten der heiligen abbasitischen Stätte, Sayed Aqeel Abdel Hussein Al-Yassiri sprach zum Alkafeel Netzwerk darüber, was ihm bzgl. der Zeremonien, der Trauerkonvois und der religiösen Vorträge in der Provinz Karbala berichtet worden ist und sagte: "Die Trauerkonvois damals in Karbala waren nicht in dieser Anzahl, die wir heute erleben. Es beschränkte sich lediglich auf die Organisation von husseinitischen Trauersitzungen, denn zu dieser Zeit gab es nicht genug Möglichkeiten. Diese Trauersitzungen fanden in den beiden Höfen Imam Husseins und seines Bruder Abu Fadl al Abbas (as) statt, sowie in den Husseiniyat und den Häusern. Danach wurde es zur Norm, mit Trauerkonvois runterzugehen und zwischen der Stätte Imam Husseins (as) und der Stätte von Abu Fadl al Abbas (as) zu laufen."
Er fügte hinzu: "Die täglichen Trauerkonvois starten mit ihren Zeremonien mit dem ersten Tag des Monats Muharram und dauern bis zum 10. an und das ohne Unterbrechung. Es nehmen alle Konvois des alten Standrandes Karbalas teil und diese Standränder sind sieben. In Ergänzung dazu nehmen weitere Konvois teil, Gruppen und die Konvois der arabischen und ausländischen Gemeinden, die in Karbala wohnen. In Ergänzung zu diesen Zeremonien werden auch Vorträge organisiert mit der Teilnahme von Referenten aus der Provinz Karbala und von außerhalb. Dies alles bildete bis zu den 1970er Jahre den Grundsatz der Geschichte der husseinitischen Rituale in Karbala."
Al-Yassiri führte fort: "Der Verbot dieser Zeremonien begann ab 1978 verboten, mit der einzigen Ausnahme des Laufs von "Twireej". Vor dieser Zeit gab es mehrere Versuche des Verbots, diese hatten jedoch keine starken Auswirkungen. Während dieser Zeit fanden die Trauersitzungen in den Häusern Karbalas völlig geheim gehalten statt. Eine große Anzahl an Dienern Imam Husseins (as) wurden dafür ins Gefängnis gebracht und durch das Regime des damaligen Herrscher gefoltert. So sah die Lage bis zum Anfang des Jahres 1980 aus, als das Regime Saddams die Regierung übernahm. Die Rituale und religiösen Traditionen wurden verboten und dies umfasste auch den Lauf von "Twireej". Es wurden die grausamsten Arten der Folterung angewendet bis hin zur Todesstrafe und Vertreibung für jeden, der diese Rituale durchführt. Die Liebenden Imam Hussein (as) blieben sich jedoch treu und führten ihre Zeremonien auch weiterhin im Geheimen fort und sie nutzen dafür verschiedene Wege. Während dieser Zeit haben sie Märtyrer, Verletzte und Gefangene geopfert. Die Lage blieb so bis zum Jahr 1990, wo es in Karbala einen Volksaufstand gab, dessen Helden die Besitzer der husseinitischen Konvois waren."
Er fügte hinzu: "Die größten Hindernisse erlebten die husseinitischen Konvois und Gruppen zwischen 1990 und 2003. In dieser Zeit erreichte die Einschänkung ihren Höhepunkt und die Festnahmen und Todesstrafen fanden weiterhin statt. Sie gaben jedoch niemals auf , führten ihre husseinitische Botschaft fort und bewahrten die Rituale und führten sie durch und das trotz der Umstände."
Abschließend sagte er: "Die Feinde Imam Husseins (as) versuchten während dieser intermittierenden Zeiträume durch die Regierungen, Karbala und ihren Söhnen ihrer Identität zu berauben. Diese Versuchungen dauern bis heute noch an, jedoch können wir miterleben, wie die Bewohner der Stadt im Gegenzug all diese Handlungen Generation für Generation zunichte machen und somit ist Karbala heute wieder die Hauptstadt der husseinitischen Rituale auf dieser Welt."